30 Mai

Blog 139 „Lugo – Spanien“

28.05.23. Ver você de novo, Portugal! Auf wiedersehen, Portugal. 
 
Ja, was soll ich schreiben über Portugal? Ich hab so viele Bilder im Kopf und Emotionen in mir, dass es mir schwer fällt, alles zu sortieren. Ich fange mal an. 
Mir fällt ein Satz ein, den uns ein Kioskbesitzer in Spanien erzählt hat. Er sagte, „in Portugal ist es so, wie in Spanien vor 20 Jahren“. Ganz so dramatisch sehe ich es nicht, aber ein Nord-, Südgefälle ist schon zu erkennen. Ein paar Beispiele. Die Straßen werden schlechter und gibt sehr viele „Lost Places“ an den Straßenrändern. Egal, ob Fabriken oder private Bauten. Die Situation für Rollstuhlfahrer ist in Portugal schlechter. In Fuseta werden die beiden Bahnhöfe mit EU-Geldern umgebaut, um Rollstuhlfahrern und Blinden die Zugänge zu den Bahnsteigen zu ermöglichen. Ich komme also perfekt bis an den Zug und warte auf den „Algarveexpress“, der im Süden den ganzen Tag hin und her pendelt. Er kommt und ich stehe vor vier Monsterstufen. Also zurück zum Campingplatz. Vorher informiert mich  der Stationsvorsteher, dass die behindertengerechten Züge erst ab 2026 geliefert werden können. Auf den Bürgersteigen gibt es kaum Absenkungen und auf den Straßen sind tiefe Löcher. Ich muss ständig aufpassen, sonst liege ich vor dem Rollstuhl. Behindertentoiletten sind so selten wie öffentliche Toiletten generell. Dann ist uns aufgefallen, dass wir in ganz Portugal nicht einen stationären oder mobilen Blitzer gesehen haben – oder sie sind so gut versteckt, dass das böse Erwachen erst zu Hause kommt, wenn wir die kostenlosen Fotos im Briefkasten finden. Stromkabel werden prinzipiell über der Erde verlegt. In den Städten kann man das schön am Gewirre an den Hauswänden erkennen.
Ich merke gerade wie „deutsch“ meine Eindrücke sind und schäme mich sogar ein wenig dafür. Wenn man sich bei uns die A 45 (Gambacher Dreieck bis Dortmund) anschaut, mit all den Staus, die daraus resultieren, haben wir in ganz Portugal dagegen nicht einmal im Stau gestanden. 
Ich komme lieber zu den Sachen, die mir angenehm in Erinnerung geblieben sind. Die Menschen – wenn ich an all die Kellner, Köche und Grillmeister denke, fällt mir nur ein Wort ein „NETT“!!! Rezeptionisten, Verkäufer, Kassierer, Tankwarte usw. geben einem nie das Gefühl, lästig zu sein. Obwohl die Wohnmobile ja wie Heuschrecken über dieses Land herfallen. 
Das Essen ist unkompliziert und sehr sehr lecker. Es gibt fast vor jedem Restaurant einen riesen Grill und daneben eine Kühltruhe. Fleisch oder Fisch aussuchen, Chef legt es auf den Grill und wenig später wird dir das Grillgut auf Edelstahlplatten serviert. Dazu gibt es einen einfachen Salat und Pommes oder Reis. Der entscheidende Punkt ist das Einlegen. Halbe Hähnchen werden mit einem scharfen Messer eingeritzt und dann in einer scharfen Soße eingelegt. Darum sind sie so saftig und würzig. Dann öffnet der Portugiese schon gegen Mittag das erste „Superbock oder Sagres“ – und das ist eiskalt, oft in 0,2 er Fläschchen. Zwei Schluck und schon steht das nächste frische Bier auf dem Tisch – niemals schales, lauwarmes Bier, wie bei uns mit den 0,5er Hülsen, wo der letzte Schluck kaum zu trinken ist. Die „Pasteis de Nata“ (Süßspeise) sind zum reinknien – wenn es regional auch kleine Abweichungen gibt. Dann das Wetter! Wir hatten siebeneinhalb Wochen nur royalblauen Himmel mit ab und an ein paar Wölkchen. Die Buchten, die Felsen, die Orangen, die Zitronen… egal ob Zwiebeln, Avocados, Gurken oder Tomaten, alles schmeckt extrem nach dem, was es ist. Hier sieht man noch R4´s, Enten oder sogar einen B-Kadett…!
Und dann natürlich Fußball. In jeder Kneipe, egal wie groß, hängen Flatscreens an den Wänden, die mancher Sporthalle als Anzeigetafel dienen könnten. Der Portugiese diskutiert über jede Szene und zwar in einer Lautstärke, dass einem fast die Ohren wegfliegen. Einmal dachten wir sogar, jetzt gibt es gleich eine Schlägerei – denkste, zwei Minuten später lagen sie sich lachend wieder in den Armen.
Das Leben ist sehr viel langsamer. Auf schicke Häuser, Autos oder Klamotten wird viel weniger geachtet. Außer die Haare – wenn Mutti oder Omi abends auf die Straße gehen sind sie immer prächtig onduliert.
Fazit, bevor ich mich in Kleinigkeiten verliere – fahrt hin, Portugal ist die 3000 Kilometer wert!!!

Nun zu Lugo. Die Geschichte ist schnell erzählt. Es ist vier Tage schlechtes Wetter angekündigt und so beschliessen wir nach Nordspanien zu fahren. Da die Strecke aber recht weit ist, machen wir in Lugo einen Zwischenstop.

Wir stehen auf einem Stellplatz und Mareike kommt aus der Stadt zurück und berichtet von einer sehr gut erhaltenen Stadtmauer, die sogar zum Weltkulturerbe zählt. Am nächsten Tag geht es weiter zur Nordlüste Spaniens.

Bilder der Fahrt nach Lugo und der Stadtmauer:

hasta luego