18 Dez

Blog 111 “ der Wal Teil 3″

Voller Tatendrang werden wir wach. Mareike nimmt einen kurzen Kaffee und geht dann in die Stadt zur kleinen Tankstelle und dann weiter zum Supermarkt. Nach einer guten halben Stunde kommt sie zurück mit schlechten Nachrichten. Es gibt an beiden Tankstellen keinen Sprit. Nun bekommen wir richtig kalte Füße und ich fange an zu telefonieren. Wir stehen direkt am Stadion und ich sehe die Jungs vom Gemeindebauhof ein paarmal vorbei fahren und beschließe, die Jungs zu fragen, ob wir 30 Liter Diesel bekommen können. Aber es kommt natürlich keiner mehr vorbei. So rufe ich auf der Gemeindeverwaltung an und frage dort, ob ich auf dem Bauhof Diesel bekommen kann. Die Frau am Telefon lacht mich nur aus und sagt, dass ihr Mann heute Morgen auch nicht zur Arbeit fahren konnte, weil er keinen Sprit mehr hat. Die nächsten sind die Polizei, doch auch die haben nicht mal Verständnis für meine Anfrage. Dann kommen mir die Bauern der Umgebung in den Sinn, die haben ja oftmals einen Dieseltank auf ihren Höfen für die Landmaschinen. Doch wie komme ich an Namen und Telefonnummern? Mareike geht tapfer jede Stunde zu beiden Tankstellen, um sich eine Abfuhr abzuholen. Die Dame vom Supermarkt hat ein Herz und gibt ihr ihre Telefonnummer, dann spart sie sich den langen Weg. Es kommt uns eine neue Idee. Lisa, unsere Freundin, wohnt im belgischen Arlon. Ein Blick auf die Karte zeigt uns, dass es nur 187 km bis zu uns sind. Ich ruf sie an und sie sagt sofort „kein Problem – ich setz mich nach Feierabend (12.00 Uhr) ins Auto, kaufe drei große Kanister und bin zwei Stunden später bei euch“. Uns fällt ein Stein vom Herzen, nun wissen wir, dass es wohl doch heute noch weiter geht. Ich rufe dann noch meinen Onkel und meine Tante an, denn sie sind eine Tagesreise hinter uns, um ihnen zu sagen, dass sie immer tanken sollen egal wieviel noch im Tank ist. Auch die beiden bieten uns ihre Hilfe an, aber erstens wird es schwierig in einem Wohnmobil drei große Kanister unter zu bringen und noch viel wichtiger ist die Tatsache, dass Hamsterkäufe bei Strafe verboten sind.

Von unserem Nachbar auf dem Stellplatz bekommen wir dann aber noch einen wichtigen Tipp. Die lokale Polizei, der Bauhof und die Sozialdienste haben wohl in Frankreich einen Vertrag mit E.Leclerc. Der Supermarkt beliefert also diese Organisationen mit Sprit und so werden diese Supermärkte in Sachen Lieferung priorisiert. Und tatsächlich gerade als wir mit Lisa alles organisieren wollen, sagt Mareike „ruf doch mal im Supermarkt an“. Siehe da – wir bekommen gesagt, dass gerade ein Tanklaster gekommen ist. Sie weiß aber nicht wieviel und was für einen Treibstoff er geladen hat. Ihr letzter Satz war aber, „kommen sie schnell, denn die Schlange ist schon ewig lang. Also Stromkabel raus und alles einfach in den Bus geworfen und dann beten, das wir die 800m noch schaffen. Wir schaffen es und ich frage einen Mann der beim Tanklasterfahrer war, ob er denn auch Diesel dabei hat – ja!!! Jetzt muss es nur noch genug sein, denn die Schlange ist so lang, dass wir zwei Stunden stehen bis wir endlich dran kommen. Wir können sogar volltanken und bedanken uns noch beider Frau vom Supermarkt. Ein letztes Abklatschen nach dem Bezahlen und dann auf Richtung Saarbrücken.

Abends sind wir zu Hause und wir beide reden noch tagelang von dieser Situation. So schließt sich der Kreis mit meinem gelesenen Buch und den Folgen, in die man schneller geraten kann, wie man denkt.

a bientôt

17 Dez

Blog 110 „der Wal Teil 2“

Im Internet erfahren wir, dass in drei der fünf Raffinerien gestreikt wird. Die Auswirkung ist klar, es gibt nur noch wenig Kraftstoff. Wir lachen am Anfang noch, denn es ist völlig surreal. An den ersten autofreien Sonntag, am „25.11.1973“ kann ich mich nur recht vage erinnern. Ich war gerade 13 Jahre alt. Doch das Lachen vergeht uns recht schnell. Man sitzt 163 km vor Saarbrücken fest und keiner weiß, wie es weiter geht. Unsere Nachbarn vom Stellplatz klären uns weiter auf, es gibt Camper, die schon seit Tagen hier fest sitzen. Nun beginnt unsere intensive Suche nach Diesel. Ich habe ausgerechnet, das wir bis Deutschland (Saarbrücken) etwa 30 Liter Diesel benötigen. Wir erfahren, dass an vielen Tankstellen der Kraftstoff auf 30 Liter begrenzt ist – das würde ja schonmal reichen. Nur woher bekommen? In der Stadt Charmes gibt es zwei Tankstellen. Eine kleine in der Mitte des Ortes und in etwa 800 Metern ein E.leclerc Supermarkt mit einer großen Tankstelle. Der Supermarkt hat am Sonntag zu und die Tankstelle im Ort ist zwar geöffnet, hat aber keinen Tropfen Benzin und Diesel. Wir erfahren von einer Frau, dass es wohl eine App gibt, die von den Usern gepflegt wird, die zeigt, was und zu welchem Preis, man wo bekommt. Wir finden auf der App eine Tankstelle in Bayon (13 Kilometer entfernt). Unsere Tankanzeige bewegt sich beim Anmachen der Zündung nur noch minimal, aber es ist Sonntag und wenig Verkehr – auf geht’s. Ich schleiche auf einer winzigen Straße im Standgas bis nach Bayon. Die Tankstelle ist auf einem Gelände eines Supermarktes und es sind Leute am tanken. Wir feiern und sehen uns schon Richtung Saarbrücken fahren. Doch dann die Ernüchterung – es gibt alles außer Diesel. Was nun? Nochmal die 13 km zurück nach Charmes, oder hier auf dem Parkplatz warten – ohne Strom, Wasser, Dusche und Entsorgung. Mareike möchte gerne bleiben, da sie glaubt, dass wir es nicht mehr zurück schaffen. Ich setzte auf unseren Kutter und schleiche die 13 km wieder zurück nach Charmes. Wir kochen und dann fangen wir an zu planen, wo wir Diesel her bekommen. Am Dienstag müssen wir zu Hause sein. Es ist ein komisches Gefühl einzuschlafen und nicht zu wissen, wie es weiter geht.

So etwas haben wir noch nie erlebt
An allen Tankstellen das selbe Bild

Gruselig

a bientôt

14 Dez

Blog 109 „der Wal Teil 1“

Ich habe ja schon am Anfang dieses Reiseberichtes erzählt, dass ich das Buch „DER WAL“ lese. Darin geht es um eine Pandemie, die ähnlich wie die „SPANISCHE GRIPPE“ viele Menschen tötet. Der Schriftsteller erzählt, welche Auswirkungen das auf die Infrastruktur hat. Die Leute gehen vor lauter Angst nicht mehr zur Arbeit. Wasserwerke fördern kein Wasser mehr, Lebensmittel werden nicht mehr befördert und so kommt das ganze System der Versorgung ins wanken. Dies zum Einstieg.

Wir fahren also nach dem Frühstück von unserem kleinen Campingplatz los und mein Blick auf die Tankanzeige verrät nichts Gutes. Mein Bus ist fast 30 Jahre alt und die Tankuhr ist nicht wie bei modernen Autos „sie können noch 56km fahren“, nein – bei mir beginnt ein rotes Feld und das sagt „nun solltest du mal tanken“. Wir hatten uns schon gewundert, dass beim ersten Tankstop in „GRANE„, eine so lange Schlange an der Tankstelle war.

Wir kommen also an die erste Tankstelle und wundern uns, dass die kompletten Zapfsäulen abgesperrt sind???? Noch ahnen wir nichts. Weiter geht es auf einer vierspurig ausgebauten Route National Richtung „NANCY„. An der nächsten Rastanlage das gleiche Bild – nun fangen wir an zu rätseln. Die Nadel der Tankanzeige verschwindet schon unter dem roten Bereich und so müssen wir abfahren. Wir landen an einem Sonntag in dem kleinen Städtchen „CHARMES„. Hier werden wir wohl Diesel bekommen – denken wir! Am Ortseingang empfängt uns die Feuerwehr, die die Straße absperrt. Ich frage, warum es nicht weiter geht und uns wird gesagt, dass in der ganzen Stadt ein riesiger Flohmarkt ist und somit die ganze Innenstadt gesperrt ist. Auf meine Aussage, ich müsste aber zur Tankstelle, werde ich ausgelacht „die hat eh kein Benzin“. Wie – eh kein Benzin? Sie sagen, es gäbe im Moment kein Benzin. Zum Glück ist in der Stadt ein schöner Stellplatz direkt an der Mosel mit Strom, Dusche, Toilette und Frischwasser. Hier stehen wir erst mal gut und ich beginne mal zu googeln, was das mit dem Sprit so auf sich hat.

Charmes“ an der Mosel
Unser Stellplatz in „Charmes

a bientôt

13 Dez

Blog 108 „allein auf einem Campingplatz“

Wir brechen nach dem Frühstück auf und fahren auf der Route National durch die „BOURGOGNE„. Kaum Ortschaften, kilometerlange Geraden und sanfte Hügel machen die Fahrt immer wieder zu einem Erlebnis.

Irgendwo auf der D 475 Richtung Nancy

Später folgt ein Gebiet unzähliger Seen. Wir fahren von der Route National D475 an dem kleinen Dorf Sellieres ab. Wir kaufen noch etwas ein und finden dann ein Schild zu einem Campingplatz. Er heißt „CAMPING DES ETANGS„. So was haben wir auch noch nicht gesehen. Vier Bungalows und ca. 10 Stellplätze, direkt an mehreren Seen.

Camping des Etangs

Ein ganzer Campingplatz für uns

Traumhaft. Es ist so still, kein Mensch ist auf dem Campingplatz. Laut Campingführer ist er aber noch geöffnet. Wir suchen uns ein schönes Plätzchen und fangen an zu kochen. Ich sage noch zu Mareike, die haben bestimmt eine Webcam am Eingang und wenn jemand kommt, setzt Vaddi sich auf´s Fahrrad und kommt kurz zum Kassieren vorbei. So ist es dann auch. Nach einer guten Stunde kommt jemand, bei dem wir bezahlen und sogar noch ein Eis kaufen können. Die Nächte werden nun schon frisch und wir merken, dass der Herbst nun in großen Schritten naht. In der Nacht wache ich einmal auf und bin fasziniert von dieser Stille. Lange liege ich wach und genieße die Ruhe. Am Morgen liegt Nebel über den Seen und der Abschied fällt uns schwer, doch am Dienstag warten zu Hause die ersten Termine und nun ist schon Sonntag morgen. Wir müssen weiter. WICHTIG!!! WIR MÜSSEN TANKEN!!!

a bientôt

12 Dez

Blog 107 „die letzten Tage in Gruissan“

Es ist Oktober und nun beginnt die große Abreise und Schließung. Unser Bäcker, der nur 200m vom Campingplatz entfernt ist, schließt. Der kleine Lebensmittelladen hat seine Verkaufsgestelle eingemottet, die Schilder abgehängt und seine Tür mit einem dicken Schloss verriegelt. In unserer Stammkneipe „LE CROQ“ ist am Samstag ein riesiges Abschiedsessen geplant. Leider bekommen wir keine Karten mehr. Das Fest geht morgens schon los und als ich gegen 15.00 Uhr zum „BOULEPLATZ“ gehe, sind alle schon picke packe voll. Die Chefin winkt mir, ich solle doch auf einen Drink rüber kommen, doch so komplett nüchtern in diese wirklich wild feiernde Meute einzutauchen, habe ich keine Lust. Wie ich abends zurück zum „CAMPINGPLATZ“ rolle, ist die Party vorbei und das gesamte Personal putzt, räumt die Terrassenmöbel weg, spült alles und macht das Restaurant winterfest. Es sieht schon komisch aus, wenn man jetzt vorbei geht und alles ist wie ausgestorben. Kein Fahrradverleih mehr, kein Strandlädchen, nichts – alles wirkt wie in einer Westerngeisterstadt. Fehlen nur noch die Gebüschrollen, die der Wind durch die Straßen treibt.

Unsere Stammkneipe „Le Croq“ in Les Ayguades

Gilbert läd uns zum Abschied nochmal zum Essen ein. Zusammen mit Norbert und Francoise verbringen wir einen netten Abend. Es werden alte Geschichten von legendären Boulepartien erzählt, aber auch von vielen Freunde, die uns mittlererweile schon verlassen haben. Boule wird halt doch vorwiegend von älteren Damen und Herren gespielt. Bei uns am Platz bin ich mit meinen 62 Jahren immer noch einer der Jüngsten. Es gibt Pizza von „TOM´S PIZZA„, Melone mit Parmaschinken und zum Nachtisch Apfelkuchen und jede Menge Wein. Satt und zufrieden laufen wir die ca. 2 Kilometer in der Nacht zurück zu unserem Bus. Unser Dörfchen ist wie ausgestorben. Auch auf dem Campingplatz leeren sich nun die Reihen.

Abschiedsessen mit Gilbert, Francoise und Norbert auf Gilbert´s Terrasse

Wir fahren am Freitag, den 07.10.22 zurück nach Deutschland. Es fällt uns schwer. Wenn wir im Mai zurückfahren, wissen wir, dass wir den ganzen Sommer noch vor uns haben, doch nun fahren wir von 24 Grad in die Kälte. Wir packen zusammen, Gilbert hilft uns noch beim Verladen der Fahrräder und dann geht es los. Unser erster Stop ist in „GRANE“ auf dem „CAMPING LES 4 SAISONS„. Das Örtchen liegt östlich der Autobahn auf der Höhe von „Loriol sur Drome“. Für Rollstuhlfahrer eher ungeeignet, denn der Platz liegt terrassenförmig an einem steilen Hang. Doch der Ausblick auf die Provence bis zu den Alpen entschädigt für den Hangplatz. Ich sitze in der nachmittags Sonne und lese. Mareike geht ins Dörfchen einkaufen.

Lesestunde am Nachmittag

Camping les 4 Saisons“ in Grane

„Grane“ mit Blick auf die Voralpen

Vollmond in „Grane“

a bientôt

09 Dez

Blog 106 „Bilder vom Meer“

Uns ist aufgefallen, dass der Himmel dieses Jahr sehr besonders ist. Wir haben wenig Wind und so bilden sich täglich neue Wolkenformationen. Mareike nimmt dann zum Strandspaziergang die Kamera mit und so entstehen recht schöne Bilder, die wir hier in einem „Himmelspecial“ zusammengestellt haben. Wir hoffen, euch ein wenig in Urlaubsstimmung zu versetzen.

Himmel mit Meer Impressionen

a bientôt

08 Dez

Blog 105 „Ausflug nach Narbonne Plage“

Wir fahren oft nach „NARBONNE PLAGE„, weil die Promenade dort sehr breit ist und an einem breiten, weißen Strand entlang führt. Ungefähr in der Mitte gibt es eine leckere Eisdiele. Mareike ging früher oft vom Campingplatz am Strand entlang bis Narbonne Plage und setzte sich dort in die Eisdiele. Jetzt haben sie die Furt am Ende der Lagune ausgebaggert und so müssen wir jetzt mit dem Fahrrad durch´s Landesinnere fahren.

Am Plage „Les Ayguades“ ist unser Campingplatz und am Ende(rechts) der Lagune war die Furt. die sie jetzt wieder vertieft haben. Ganz rechts ist „Narbonne Plage“.

Es sind aber nur ca. 3 Kilometer bis an den Anfang der Promenade. Die Promenade selbst ist bis zum Hafen nochmal 3 Kilometer. An der Promenade findet jährlich im September ein Drachenfest statt. Von einzelnen Drachen bis hin zu Formationen, kann man da gut einen ganzen Tag verbringen. Zwischendurch in eines der vielen Restaurants essen gehen und immer wieder in die Eisdiele.

Schokobecher in unserer Eisdiele

Wenn man noch einen Kilometer weiter fährt, kommt man nach „Saint Pierre la Mer“. Hier ist jeden Tag Markt. Am Strand von Narbonne Plage gibt es mehrere Kunststoffmatten, auf denen man als Rollstuhlfahrer bis vorne ans Wasser fahren kann. Außerdem kann man an den Wachposten spezielle Rollstühle ausleihen, mit denen man auch ins Wasser kann.

a bientôt